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Bitte beachten Sie auch unsere news vom März 2011
News April und Mai 2011
Des Farmers Freud - des Jägers Leid
News April 2011
Befürchtungen übertroffen
Wir hatten auf einen frühen Winter gehofft oder auf irgendein anderes Wunder. Vergeblich! Nach dem ersten Verlust des Fohlens Joco im März durch die Afrikanische Pferdesterbe folgten im April noch sechs weitere Fohlen. Es ging Schlag auf Schlag im Zwei-Tage-Rhythmus - Barella, Rubens
, Francesca, Luciano, Daisy und Olivia. Vielleicht werden jetzt Einige denken, wir sollten die Fotos von den gestorbenen Fohlen besser nicht zeigen. Aber warum nicht? Das ist unsere Realität in diesem Land, die uns zwar sehr schmerzt, die wir aber auch akzeptieren. Wir sind nun einmal kein romantischer Ponyhof. Irgendwann bekommen wir auch wieder unsere Erfolgserlebnisse. In der Zwischenzeit tun wir, was wir können, um die Pferdesterbe eventuell doch zu besiegen. Regelmäßig Fieber messen
auch wenn uns die Pferde manchmal deutlich zeigen, was sie davon halten.
Medikamente spritzen, wenn das Fieber zu hoch ist - und eben hoffen.
Eines wurde in diesen Tagen aber deutlich: Wenn bei nicht oder erst einmal geimpften Tieren die Symptome auftreten, hilft nichts mehr. Theoretisch ist alles ganz einfach: Verhindern, dass die tückische Mücke das Virus auf die Pferde übertragen kann. Aber wie? Wir hatten im März den größten Teil der Herde in einen Teil der Farm gebracht, von dem wir annahmen, dass dort wegen der relativen Trockenheit die Mücke weniger aktiv ist. Das hat leider nicht funktioniert. Also haben wir die beiden überlebenden Fohlen Tosca und Speedy mit ihren Müttern wieder ans Haus zurück geholt und eine andere Taktik verfolgt.
Da die Überträgermücke besonders nachts aktiv ist, haben wir die Fohlen jeden Abend mit Antimückenspray eingenebelt.
Zudem haben wir sie bei den Rindern übernachten lassen, weil die Mücke angeblich eher auf Rinder- als auf Pferdeblut scharf ist. Rinder aber nicht erkranken. Ich kann es vorweg nehmen. Die zwei letzten Fohlen haben auch Ende Mai noch gelebt, und auch sonst haben wir kein Pferd mehr verloren - auch nicht von der Herde, die wir in dem vermeintlich trockeneren Teil der Farm untergebracht hatten.
Was nun wirklich geholfen hat, werden wir wohl nie erfahren, zumal es ab Mitte Mai schon einige kühle Nächte gab, die die Mücke sicher träge wenn nicht sogar bewegungsunfähig werden ließen.
Februar, März, April - es hörte einfach nicht auf. Wenn die deutschsprachige Allgemeine Zeitung in Namibia schon im Februar von einer unvergleichlichen Regenzeit sprach, so behielt sie auch im April Recht. Rekordregen im Süden, Überschwemmungen im Norden, das Swakoprivier fließt wochenlang ins Meer, Rindertrucks bleiben auf den Farmwegen im Morast stecken, Straßen sind unpassierbar, Züge können nicht fahren. Nur 1934 sei es noch heftiger gewesen. Und bei uns? Das Okandjourivier ist zwar nie so richtig gelaufen und der Neudamm wurde auch nicht voll, aber sonst gab es auch bei uns das volle Programm. Jeden Tag der besorgte Blick gen Himmel, ob Reiten, Jagen oder die täglichen Arbeiten überhaupt möglich sind.
Autos und Pferde blieben immer mal wieder stecken,
Reittrails wurden umorganisiert, jeder zweite Plan über den Haufen geworfen. Irgendwie hat es dann doch immer wieder geklappt - afrikanisch eben. Genossen haben wir die Geschenke des Regens - Tiere, die wir vorher nie oder nur selten gesehen haben. Bizarre Heuschrecken und Raupen etwa
,
eine riesige Leopardenschildkröte
oder auch eine Sumpfschildkröte
, Kibitze, Enten und Gänse.
Warum wir gerade ein Hasenbaby trotz des dichten Grases gefunden haben, bleibt ein Rätsel.
Noch nie habe ich vorher so viele Perlhühner und Frankoline mit Küken gesehen. Auch für unsere jungen Hunde war alles neu. Wann haben sie schon mal eine Bademöglichkeit im offenen Wasser? Für Sando
Emma
waren es die ersten Schwimmversuche. Und so ein gemeinsam bestandenes Abenteuer stärkt schließlich auch die Freundschaft.
Passend zu Ostern. Endlich hatte sich die Sonne mal wieder durchgesetzt. Das Gras reckte sich gen Himmel, sofern es noch nicht verfault war, und wir konnten trockenen Fußes den Kindern unserer Mitarbeiter wieder einmal zeigen, was es mit den Ostereiern nach deutschem Brauch auf sich hat . Johannes´ Zwillinge Andrew(rechts)
und Endrine gehen jetzt gemeinsam in die Schule in Omaruru und kommen nur noch in den Ferien auf die Farm. Andrews Zahnlücke ist altersgemäß beeindruckend.
Endrine hingegen(links)
ist schon eitel genug, um ihre Zahnlücke nicht zu zeigen. Aber der Wahrheit die Ehre - Endrine hat noch alle Milchzähne.
Weil die EU es so will und wir Rinderfarmer nicht anders können, müssen wir innerhalb kurzer Zeit unsere Rinder zweimal mit neuen, teuren Ohrmarken versehen
. Da hat entweder jemand geschlafen oder rechtzeitig gemerkt - und das scheint mir wahrscheinlicher - dass da schnelles Geld zu verdienen ist. Wie dem auch sei, die Sache ist ja nachvollziehbar. Wenn wir an die EU unser Rindfleisch verkaufen wollen, muss die Herkunft zweifelsfrei nachgewiesen werden können. So wie das in Deutschland und Europa auch der Fall ist. Also neue Ohrmarken - nicht nur eine sondern zwei - rechts eine Nummer
, links ein Chip
. Der allerdings ist nur für den lesbar, der einen teuren Scanner besitzt. Wie ich die Farmer kenne, wird das für den Scannerverkäufer kein gutes Geschäft. Potentielle Opfer für die neuen Löcher im Ohr gibt es in diesem Jahr reichlich. Die Kalbungsrate lässt nicht zu wünschen übrig.
News Mai 2011
Das Wetter spielt verrückt. In den vergangenen Jahren haben wir von deutschen Freunden häufiger das Angebot bekommen, sie würden eine Regenpipeline von Deutschland nach Namibia legen. Wasser hätten sie ja genug, während wir jeden Tropfen zählen müssten. Diesmal hätten wir kein Problem gehabt, das kostbare Nass in den durstenden Norden umzuleiten. Wer weiß allerdings, wie die nächsten Jahre aussehen werden. Diesmal waren wir hoch zufrieden und beinahe schlampig bei der Registrierung der letzten Tropfen im Mai. Sicher ist, dass wir eine Rekordregensaison hatten. Am Haus waren es über 900 mm und im Durchschnitt auf der gesamten Farm bei neun Messstellen etwas unter 900 mm. Für den Fotografen, der sonst nur Staub, Sand und Trockenbusch vor die Linse bekommt, geradezu eine paradiesische Herausforderung. Wenn irgendwelche Germanen sich jetzt wie zu Hause fühlen, umso besser...
Des Farmers Freud - des Jägers Leid
Johannes hat es gewusst - nicht unser Johannes, sondern unser Jagdgast im Mai. Er wusste es und hat es auch sehr schnell selber gemerkt, dass die Jagd unter diesen Bedingungen sehr schwer werden würde. Wir beide haben die Herausforderung aber gerne und sportlich angenommen. Sollte Geduld schon eine Grundtugend bei der Jagd sein, so wurde sie diesmal doch bis an die Grenzen strapaziert. Den Lohn aber gab es. Nach einem guten Keiler konnte Johannes noch ein Goldmedaillensteinböckchen erlegen. Mit einem Oryx wollte es nicht so recht klappen. Am letzten Tag entschieden wir uns, nach Georg-Ferdinandshöhe zu fahren. Dort gibt es einen sehr guten Hartebeestbestand, und auf einen starken Bullen dieser Kuhantilopen war Johannes eigentlich noch schärfer als auf einen Oryx. Begleitet wurden wir dort von dem alten Herrn Engelhardt, der sich eigentlich längst zur Ruhe gesetzt und seinem Sohn Jörg die Farm überlassen hat. Anblick hatten wir recht guten, aber zu Schuss konnte Johannes trotz reichlicher Bemühungen nicht kommen. Und wie das auf der Jagd so ist, plötzlich stand in fast greifbarer Nähe ein kapitaler Oryxbulle vor uns. Unverkennbar, dass er weit in der Goldmedaillenklasse lag. Also fragte ich Johannes leise, ob er ihn schießen möchte. Sein Kopfnicken gab ich an Engelhardt sen. fragend weiter. Dessen Kopfnicken wiederum landete umgehend bei Johannes, der nicht lange fackelte. Wie so oft allerdings verschwand der Oryxbulle nach dem Schuss ohne zu zeichnen im Dickbusch. Die Nachsuche war kurz aber hart für Johannes. Er litt nämlich bereits an den ersten Anzeichen des üblichen Oryxtraumas. Mit seiner Freude stieg sein Selbstbewusstsein
. Er hatte tatsächlich vor, den mindestens 240 kg schweren Bullen alleine auf den Jagdwagen zu "werfen". Es bedurfte dann aber doch keiner großen Überredungskunst, ihn davon abzubringen. Adrenalin alleine macht eben noch keinen Herkules..
Der Teckel Milli (Emil) hatte ihn als Erster in die Nase bekommen und Laut gegeben. Gerade noch rechtzeitig, um Alina daran zu hindern, den Frühstückstisch auf der Veranda zu decken. Die Gäste sollten gleich kommen. Mit dem, der da wartete, wäre wohl niemand als Tischpartner einverstanden gewesen . Der schon recht kapitale Kudubulle war eindeutig tollwütig.
Eduard blieb nichts weiter übrig, als ihn vom Bürofenster aus zu erschießen. Für Einige von uns bedeutete das eine Auffrischung ihrer Tollwutimpfung. Die Veranda fiel für ein paar Tage als Essplatz aus.
Eigentlich war es anders gedacht. Der Hannoveraner Hengst Dolorit sollte nur Meike und Hotline decken und dann Schluss. Er ist nun einmal kein typisches namibisches Westernpferd, hat aber die Muskelmasse, die unsere Pferde durchaus brauchen können. Da wir es aber nicht verantworten wollen, einen fremden Hengst während der Pferdesterbezeit auf die Farm zu holen, muss Dolorit noch einmal ran - bei Azo und Isabella.
Mitentscheidend für diesen Entschluss war natürlich auch der fast vollständige Verlust eines ganzen Fohlenjahrgangs durch die Afrikanische Pferdesterbe. Unser Ziel, das Namibische Westernpferd zu züchten und damit auch das Westernreiten in Afrika populär zu machen, verlieren wir dabei nicht aus den Augen.