Falls sich jemand
Sorgen gemacht haben sollte –
es gibt uns noch, munterer und aktiver denn je. Die letzten sechs Monate waren allerdings so ereignisreich, dass die Pflege der News leider immer wieder auf den nächsten Monat verschoben werden musste. Jetzt ist´s aber höchste Zeit und noch einmal sollte das eigentlich nicht passieren. Es sei denn, das Wetter gibt wieder derartig heftig den Rhythmus an....
Gerne informieren wir Sie über Entwicklungen und Änderungen auf unserer Farm und unserer Website. Ältere Beiträge finden Sie in unserem news-Archiv
Ihr Immo Vogel
News Dezember 2005 bis Mai 2006
Spitzenhengste! Spitzenfohlen?
Kooperation statt Konfrontation
Das haben wir noch nie erlebt! Nach einem durchschnittlichen Dezember wollte
es ab Anfang Januar einfach nicht mehr aufhören zu regnen. Kaum ein Tag
ohne Wolken, keine Woche ohne heftige Niederschläge. Und das nicht nur
bei uns oder etwa dort, wo es immer etwas mehr regnet als anderswo. Nein, das
ganze Land bekam den Segen ab. Wir haben uns sogar immer wieder dabei ertappt,
ein paar Sonnenstrahlen herbei zu flehen. Natürlich haben wir uns als
gute Namibier sofort wieder zur Ordnung gerufen. Guten Grund zur Klage hatten
allerdings die Bürger von Mariental. Diese Ortschaft im Süden musste
wegen nie dagewesener Überschwemmungen zum Notstandsgebiet erklärt
werden. Bei uns fiel zwar immer mal wieder das Telefon aus – und damit
auch das Internet – und ein paar Zäune hat es weggerissen, aber
ansonsten konnten wir uns eigentlich nur freuen. Wenn es etwas zu mäkeln
gibt, dann über die Merkwürdigkeit, dass trotz des heftigen und lang
andauernden Regens unsere Dämme einfach nicht richtig voll wurden. Damit
aber werden wir leben müssen. Dem Grundwasserspiegel hat´s auf jeden
Fall gut getan. Genau genommen war der ganze Zauber erst Mitte Mai zu Ende.
Die Zahlen?! Ach ja, bei dieser Menge nimmt man´s dann schon nicht mehr
so genau. Sonst misst man jeden halben Millimeter. Also: Am Haus hatten wir
660 Millimeter, im Farmdurchschnitt 560 mm. Unser Durchschnitt über die
Jahre liegt etwa bei 250 mm. Damit kommen wir hin, wenn der Regen gut verteilt
fällt.
Manchmal glaubten wir, in der norddeutschen Tiefebene zu leben. Unsere Fotoreportage
sollte davon einen Eindruck vermitteln.
So eine Menge Regen hat natürlich auch ihre Schattenseiten. Kommt zu viel vom Himmel und zwischendurch zu wenig Sonne, kann auch in Afrika das Gras faulen. Aber auch damit muss man leben können bei so viel Gras. Problematischer ist da schon die Sorge um Gras- und Buschbrände in der trockenen Jahreszeit. Nahrung findet das Feuer jetzt genug. Hoffentlich müssen wir in den nächsten Monaten nicht von so einer Katastrophe berichten. Im Moment freuen wir uns einfach immer noch – z.B. über Rekordpilze. Luna müsste auf diese Beute eigentlich nicht aufpassen. Diesmal hat es wahrlich genug Omayovas gehabt – und zudem noch riesengroße. Für den, der es noch nicht wissen sollte: Diese sehr schmackhaften Pilze wachsen ausschließlich an Termitenhügeln und brechen nach dem Regen über Nacht durch den krustigen Boden.
Im ersten Moment hatten wir einen Heidenschreck bekommen. Über dem Erongogebirge stand ein Pilz, der uns fatal an Hiroshima erinnerte. Natürlich war uns schnell klar, dass wir einen Atompilz so nahe bei nicht lebend hätten wahrnehmen können. Und außerdem: Wer sollte schon auf dieses so friedliche Namibia eine derartige Drecksbombe abwerfen. Dass in Namibia eine der größten Uranminen der Welt in Betrieb ist und zwei weitere bald sein werden, ist zwar ein immer wieder heiss diskutiertes Thema, aber ohne direkten Zusammenhang. So haben wir dann doch den Anblick dieses ungewöhnlichen und für uns einmaligen Wolkenbildes genießen können.
Spitzenhengste!
Spitzenfohlen?
Wir scheuen keine Wege und Mühen. Um unser Ziel zu erreichen, d a s namibische Westernpferd zu züchten, schauen wir uns im ganzen Land – von Nord nach Süd und von Ost nach West – nach den besten Deckhengsten um. Einfach wäre es, wenn es in Namibia eine etablierte Quarterhorse-Zucht gäbe. Die gibt es aber nicht. Es gibt aber sehr ähnliche und talentierte Pferde, von denen wir schon einige haben – allerdings noch keinen Hengst. Diesmal haben wir uns zum Decken in der Nähe vom Gamsbergpass Heza Sugar Burner zum Decken ausgesucht. Ein kompakter Kerl mit guten Nerven und sehr viel Quarterhorseblut. Unsere zweite Wahl fiel auf einen Basothohengst auf der Farm Dornhügel im Norden in der Nähe von Grootfontain. Basotho – diese alte afrikanischer Rasse ist als sehr ausdauernd und trittsicher bekannt.
Auch auf die Pferdezucht hat der Rekordregen seine Auswirkungen – leider
negative. Die sogenannte Pferdesterbe hat diesmal mehr Opfer gefordert als
in trockeneren Jahren. Der Virusüberträger ist eine kleine Mücke,
die sich besonders in feuchten Gegenden wohl fühlt. Und diesmal war es
ja fast überall feucht. Impfen hilft, aber nicht 100prozentig. Wir haben
keine Verluste zu beklagen, Dornhügel allein fünf trotz Impfung.
Ein herber Rückschlag für den engagierten Basothozüchter dort.
Auf der Suche nach einer Zuchtbasis für d a s namibische Westernpferd
sind wir wieder einmal fündig geworden – diesmal im Nordwesten zwischen
Outjo und Khorixas. Dort sind uns zwei junge Stuten aufgefallen, die zumindest
vom Typ her dem Quarterhorse sehr ähnlich sind. Da man sich in Namibia
schon allein aus Kostengründen die Transportwege vorher gut überlegen
sollte, hat uns unser Freund Manfred mit einem Kraftakt einen riesigen Gefallen
getan. Erst einmal hat er unsere Lorry zum Pferdetransporter umgebaut und dann
in einem Zug unsere beiden Stuten von Dornhügel abgeholt mit einer großen
Schleife über Bambatsi, um dort die beiden neuen Stuten zu laden. Trotz
bester Planung sind da einige Hundert Kilometer zusammengekommen. Namibia ist
nun einmal groß.
Es war alles so (fast) perfekt geplant. Am 29. April sollte unsere Premiere
laufen – der erste Trail mit Gästen durch die Khowarib-Schlucht.
Diese phantastische Schlucht im Kaokoland, durch die wir im letzten Jahr einen
mehrtägigen Testritt gemacht hatten. Aber auch hier hatte der Rekordregen
seine Auswirkungen. Die Schlucht war weder bereit- noch befahrbar wegen der
starken Ausspülungen. Wir mussten für schnellen Ersatz sorgen. Die
Gäste waren im Anmarsch. Das Gute liegt manchmal wirklich näher,
als man denkt. Wir fanden eine Alternative, die – wie sich dann herausstellte – fast
noch schöner, auf jeden Fall abwechslungsreicher ist als die Khowarib-Schlucht – das
Erongo-Gebirge! Wir konnten von uns aus 20 Kilometer durch das herrliche Okandjou-Revier
reiten, dann den fließenden Omaruru überqueren, um uns von dort
langsam an die landschaftlichen Schönheiten des Erongo-Gebirges heranzutasten.
Jeder Tag, ja jede Stunde war immer wieder anders, immer wieder überraschend.
Besonders gefreut hat uns, dass wir auch die gut verborgenen Buschmannmalereien
gefunden haben, die sich in ihrer Qualität nicht hinter denen am Brandberg
verstecken müssen. Klappen konnte das Ganze allerdings nur, durch die
spontane Hilfsbereitschaft der dortigen Farmer, deren Gebiet wir durchquerten.
Besonders dankbar sind wir Hubert Herzog, dem geistigen Vater des privaten
Naturschutzgebietes „Erongo“.
Als wir dann nach sechs Tagen und 150 Kilometern wieder zu Hause ankamen, waren
wir alle der Meinung, dass man aus „Khowarib“ dauerhaft „Erongo“ machen
sollte.
Unsere Fotoreportage bestätigt diese Meinung möglicherweise.
Kooperation
statt Konfrontation
Es hat einfach mal sein müssen. Wir arbeiten nun schon so viele Jahre
zusammen, dass jeder von uns einfach mal wissen wollte, wie es formal um unsere
Arbeitsverhältnisse steht. Halten unsere Verträge dem neuen Arbeitsgesetz
stand? Wird bei uns zu viel oder zu wenig gearbeitet? Geht es Arbeitern auf
anderen Farmen besser oder schlechter? Wie steht es mit der Bezahlung? Die
gesetzlich festgelegten Mindestlöhne für Farmarbeiter sind interpretierungsbedürftig.
Also verständigten wir uns – Arbeitnehmer und Arbeitgeber – die
Labour Commission und den Arbeitsinspektor einzuladen. Die Labour Commission
ist eine sehr sinnvolle neue Einrichtung, die die Aufgabe hat, mögliche
Arbeitskonflikte zu schlichten bzw. außergerichtlich zu klären.
Der Arbeitsinspektor hat zu überprüfen, ob Gesetze und Regeln eingehalten
werden.
Es wurde ein sehr anregendes und hoch interessantes Gespräch. Besonders
die Vertreterin der Labour Commission – eine Hererofrau – hatte
eine sehr angenehme und intelligente Art, mögliche Konfliktpunkte zu entschärfen.
So wurde uns z.B. noch einmal verständlich erklärt, welche große
Bedeutung Familientreffen – u.a. anlässlich der Beerdigung auch
einer in unserem Sinne entfernten Verwandten – in der Kultur der Herero
haben. Arbeitsbefreiung ist dafür zwar gesetzlich geregelt, aber wann
eine Tante oder Oma auch Mutter sein kann, steht nicht im Gesetz.
Am Ende des Gesprächs war offensichtlich allen Beteiligten klar, dass
es bei uns nichts zu beanstanden gibt. Im Gegenteil – unsere nun schon über
10 Jahre alten Arbeitsverträge hatten schon vieles und mehr von dem vorweggenommen,
was heute erst im neuen Arbeitsgesetz steht. Auch die Mindestlohngrenze ist
kein Thema bei uns.
Zum Schluss hat die Vertreterin der Labour Commission unseren Mitarbeitern
noch in ihrer Stammessprache gesagt, dass sie froh sein könnten, so einen
Arbeitgeber zu haben. Das war natürlich Balsam für unsere Seele,
zumal einer unserer Mitarbeiter uns das brühwarm und nicht ohne Stolz übersetzt
hat. Das hat uns bestärkt in unserem Prinzip „Kooperation statt
Konfrontation“, wenngleich im Arbeitsalltag die Prinzipientreue mitunter
auf eine harte Probe gestellt werden kann. Auch das sollte man der Ehrlichkeit
halber nicht verschweigen.